Autorenleben in der Pandemie – normalerweise erleben sowas wohl nur Autor:innen, die im dystopischen Genre schreiben, wenn sie in ihre Geschichten eintauchen. Jetzt hatten wir alle etwas davon. In Episode 001 meines neuen “Autorinnenpodcast” spreche ich darüber, wie sich die Pandemie auf meine Arbeit als Autorin ausgewirkt und was sich für mich verändert hat.

Hinweis: Dieser Artikel ist eine grobe Zusammenfassung der Folge, für mehr Infos habe ich dir die Folge hier eingebunden:

Hier findest du die in der Folge genannten Kanäle und Links:

Die Pandemie schlägt zu

Ich hatte mein erstes richtiges “Pandemietief” ungefähr zwischen Woche 5 und Woche 7 der Selbstisolation. Vorher hat sich die neue Situation nicht allzusehr auf mein Leben ausgewirkt, da ich ohnehin im Homeoffice arbeite und mich in den letzten Monaten und Jahren auch hauptsächlich auf die Arbeit konzentriert und beim Einkaufen noch nie gern mit Fremden vorm Haferflockenregal geschmust habe.

Aber auch, wenn ich dazu neige, mich hin und wieder zu verkriechen, bin ich keine “Insel” und brauche meine regelmäßigen Dosen “andere Leute”. Denn ich bin ein Mensch und als solcher brauche ich soziale Kontakte, um nicht zu verkümmern, egal wie gut ich auch allein klar komme.

Der Zusammebruch

Es fühlt sich seltsam an, von einem “Zusammenbruch” zu schreiben, jetzt, da es mir wieder gut geht. Das klingt schwach und ich mag es nicht, schwach zu sein oder zu wirken – weil ich viele Jahre damit verbracht habe, schwach zu sein (aber das ist eine andere Geschichte).

Was ich aber gelernt habe in den letzten Monaten ist es, dass es manchmal eben doch okay ist, schwach zu sein. Es bedeutet nicht, dass ich hilflos bin, es bedeutet nur, dass ich sehr lange stark war und jetzt einen Moment brauche, in dem ich alles rauslassen und mich davon erholen kann.

Ich hatte stundenlange Heulattacken, war müde und unmotiviert und habe teilweise nur vor mich hingestarrt und ja – das hat sich auch ein paar Tage lang gehalten. Und das war in Ordnung.

Meine Lösung, um aus dem Tief wieder rauszukommen: Ich war mit meiner Mutter und einer Freundin spazieren (an verschiedenen Tagen, da die 1:1-Regel galt). Und ich habe gemerkt, wie anders (und wie viel besser) es ist, wenn man mit einem echten Menschen interagiert, anstatt nur zu Videochatten. Denn ja, es gab eine Abstand und man ist sich nicht zu nahe gekommen. Aber es war eben auch ein anderer Mensch präsent. Und manchmal ist das schon alles, was man braucht (auch wenn ich denke, dass die Bewegung an der frischen Luft und in der Natur ein weiterer wichtiger Aspekt war).

Was habe ich für die zweite Welle gelernt?

Zunächst einmal: Ja, ich rechne mit einer zweiten Welle. Die Leute wurden bereits bei den ersten Lockerungen schon super unvorsichtig, es gab Feiern und Gelage in Parks und Wohnungen, es wurde geknuddelt und so getan, als wäre nie etwas gewesen.

Wenn ich mich irre und es keine zweite Welle gibt: Umso besser! I’m in for it!

Aber ich bereite mich – vor allem mental – lieber darauf vor, dass es eine geben wird und bin dann glücklich, wenn ich mich irre, als nochmal so unvorbereitet in diese Situation zu schliddern.

Was ich gelernt habe:

  • Der Kontakt zu Menschen, aber auch zur Natur ist wichtig (Pflanzen, Balkon, Spaziergänge, Abstand aber Anwesenheit)
  • Es ist unglaublich wichtig, sich um sich selbst und seine Bedürfnisse zu kümmern und Auszeiten zu nehmen. 
  • Mein Journal. Ich konnte Gedanken aus meinem Kopf kriegen, über meine Gefühle und Gedanken reflektieren und einen besseren Einblick in mich selbst erhalten und das ist gerade in diesen Zeiten unglaublich wichtig.
  • Sport und gesunde Ernährung. Ich habe sehr deutlich gemerkt, wie schlecht sich Junkfood und ähnlicher Mist auf meine Laune und Verfassung auswirken. Und wenn die weltweite Situation ohnehin schon eine Gratwanderung ist, ist es keine gute Idee, sich noch mehr aufzuladen, nur weil es 60 Sekunden lang gut schmeckt. Die Verhältnismäßigkeit ist hier für mich nicht gegeben.
  • Ich kann das. Die ganze Situation war groß und scary und ja es ist nicht mehr alles so, wie es vorher war und wie ich es gewohnt bin. Aber ich habe es überstanden, dazu gelernt und weiß jetzt, dass es geht. Das ist eine wichtige Erfahrung.

 

Zitat Autorenleben in der Pandemie Ally Autorinnenpodcast

 

Was hat sich bei mir geändert? 

Natürlich ist die Situation mit all den Änderungen um mich herum eine neue und ich habe mein Leben entsprechend angepasst.

  • Mein Tagesplan. Zum einen habe ich viele Varianten ausprobiert und nehme auch immer noch feine Veränderungen vor, zum anderen habe ich gelernt, mir wieder mehr “Fokusräume” zu schaffen (Zeiten, in denen ich das Handy weglege und mich in Blocks von 30 – 60 Minuten auf eine Aufgabe konzentriere).
  • Flugmodus bis um 10 Uhr. Ich trete mit anderen Menschen erst ab 10 Uhr früh in Kontakt. Um das einzuhalten, habe ich morgens den Flugmodus an. Die ersten Stunden des Tages gehören nur mir, meiner Routine und den ersten Aufgaben. Hin und wieder schleift es hier, aber ich arbeite daran.
  • Mein Output. Ich habe meinen YouTube-Kanal erstmal auf Eis gelegt und dafür zum Podcast gewechselt, weil das weniger Arbeit bedeutet. Auch habe ich die Frequenz der Postings und sonstigem Output verringert, damit ich mich auf das Wichtigste (Bücher schreiben, der Podcast und Patreon) konzentrieren kann.
  • Mein Denken und Handeln. Die Pandemie hat mich gezwungen, mich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Ich sehe klarer, sortiere gewissenhafter aus und bin dadurch produktiver (was nicht mehr Arbeit bedeutet).
  • Der neue Podcast. Die Sache, die nicht ging, sondern kam, ist mein neuer Podcast. Ich habe schon ewig mit dem Gedanken gespielt und freue mich, sie jetzt umgesetzt zu haben. Das Aufnehmen und Schneiden einer Podcastfolge macht mir viel Spaß und ich habe schon spannende Themen in petto (wenn du einen Themenwunsch hast, schreibe ihn in die Kommentare).

Wie bist du mit deinem Autor:innenleben in der Pandemie umgegangen? Schreib es mir gern in die Kommentare!